Wie wir etwas im Moment erleben und wie wir uns später daran erinnern das sind zwei unterschiedliche Welten.
Unser Fazit aus Kahnemans Vortrag: Das gute oder schlechte Ende eines Erlebnisses steuert scheinbar unsere spätere Erinnerung daran.
Kahnemann bringt hierfür in seinen Vortrag das Beispiel einer Darmspiegelung und eines Konzerts. Im ersten Fall erinnerten sich Patienten, bei denen die Spiegelung länger dauerte, jedoch gegen Ende sanfter beendet wurde, positiver an die Unterstuchung. Dies, obwohl sie die Untersuchung mehrfach schmerzvoller erlebt hatten. Der andere Fall berichtet vom Zuhörerer eines klassischen Konzerts. Er erlebt das Konzert als eines der herausragendsten, das er je hörte. Gegen Ende geschah es jedoch, dass es Misstöne gab. In seiner Erinnerung beurteilte er das Konzert als eines der schlimmsten, das er je gehört hatte. Die herausragenden Momente des Erlebens fanden scheinbar keinen Eingang in seine Erinnerung.
Dies deckt sich mit den Erfahrungen die wir z.B. in Arbeitsplatzkonflikten machen. Häufig arbeiten die Parteien jahrelang gut und wohlwollend zusammen. Die kurze Zeit des Konflikts überdeckt jedoch die gesamten positiven Erlebnisse. Als Folge wird die gesamte Arbeitsbeziehung nur noch negativ beurteilt, bis hin zur gegenseitigen «Dämonisierung».
Für Mediationen ist diese Erkenntnis in vielfältiger Weise nutzbar. Einerseits können wir «den Unterschied des Erlebens und Erinnerns» den Medianden als entlastendes Modell anbieten. Andererseits können wir prozessual mit diesem Wissen arbeiten. Zum Beispiel im lösungsfokussierten Sinne, indem wir mit den Medianden nach positiven Situationen der Vergangenheit suchen. Auf diese Weise erhalten Medianden Entlastung und es lassen sich «Dämonisierungen» «verflüssigen». Gleichzeitig entsteht dadurch eine positivere Gesprächsbasis für zukünftige Lösungen.